Rooobert Bayer

Fotograf

 

Ich heiße Rooobert Bayer, bin Fotograf und fotografiere vor allem die wissenschaftlichen Tests, die Forschungsarbeiten des WSCs, weite Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit, für den jährlichen Kalender und auch für diese Website. Und das kam so …

Ich erlaube mir vorauszuschicken, dass ich, anders als die meisten anderen hier, völlig ohne den Bezug zur Natur oder zu Tieren aufgewachsen bin. Meine Familie lebte in der Stadt weder mit Hunden, noch mit Katzen; doch ich entsinne mich einer Ameiseninvasion in unserer Küche, als ich ein Kind war – das fand ich ziemlich lustig. Meine Mutter erzählte mir, dass ich Angst vor großen Hunden hatte, aber mich im selben Maße von ihnen angezogen fühlte. An diese Widersprüchlichkeit erinnere ich mich tatsächlich noch und an das Nachdenken darüber, während ich zwischen parkenden Autos auf der staubigen Straße spielte.

Die Jahre gingen ins Land (wo sollen sie sonst hingehen?) und da ich mit der Natur nicht auf Du war, wurde ich Künstler. Illustrator, Zeichner, aber auch Autor von Kinderbüchern und Maler. Es ergab sich eines Tages, dass ich nach einem Geburtstagsgeschenk für eine liebe Freundin und Hundefreundin Ausschau hielt und so auf die Website des Wolfsforschungszentrums stieß. Tatsächlich konnte ich genau für den betreffenden Geburtstag einen Rudelbesuch für uns buchen. Geplant war, dass ich meine Freundin lediglich als Chauffeur begleiten wollte und als leidenschaftlicher Hobbyfotograf hoffte ich auch auf das eine oder andere Wolfsfoto. Mit Wölfen verband mich allerdings in keiner Weise ein emotionales oder wie auch immer geartetes Band. Tiere waren im Allgemeinen abstrakte Wesen für mich, die ich aus gebührendem Abstand betrachtete und lediglich zeichnete.

Ich dachte, der Tag mit dem Rudelbesuch würde ein ganz normaler Tag werden – ich hatte mich noch nie im Leben so getäuscht.

Wir erhielten die Sicherheitseinweisung Im Seminarraum und als wir schließlich ins Gehege zu Tala, Chitto, Shima und Aragorn geführt wurden, begann ich zu fotografieren. In meinem Kopf liefen ständig die Regeln durch: Nicht vorbeugen, nur von der Seite streicheln, fester Stand …

Ich hockte fotografierend auf dem Boden, die Wölfe kamen näher und näher und eine seltsame Empfindung machte sich mit einem Mal in mir breit: Ich hatte keine Furcht. Im Gegenteil fühlte es sich an, als wäre jetzt erst etwas richtig, was zuvor im Leben falsch gelaufen war. In diesem Moment drehte sich Tala zu mir um. Die stolze weiße Wölfin senkte ihren Kopf, starrte mich mit ihren leuchtenden Augen an und kam direkt auf mich zu. In Talas Augen funkelte das stolze Wolfswesen, die Schnauze hatte sie tief gesenkt. Ich entdeckte eine über die Scheu kippende Neugier in ihrem Blick und das Selbstbewusstsein eines Tieres, das dem Menschen gleichwertig gegenübersteht. Tala beschnupperte mich und war mir körperlich so nahe, dass mir die Zeit mit einem Mal relativ wurde und ich eine urtümliche und raue Kraft gewahrte, die ganz tief aus meinem Innersten kam. Es traf mich völlig unerwartet, ich war doch nur der Chauffeur. Ich wurde zurückversetzt in eine Zeit, in der Mensch und Wolf am Lagerfeuer miteinander lebten und die Nähe dieser Tiere so normal war, wie auf den Tag die Nacht folgt. Unversehens verstand ich unser Miteinander und das Wissen um die tödliche Macht der jeweils anderen Spezies und ich begriff das wechselseitige Vertrauen, dieses Bündnis nicht zu brechen. Im unmittelbaren Angesicht von Talas mächtigem Kiefer und den riesigen Zähnen empfand ich eine erhabene Ruhe. Die Macht, mit einem Wolf an meiner Seite stärker zu sein, als ohne Wolf. Dann kehrte ich wieder in unsere Realität zurück.

Tags darauf schickte ich dem Wolfsforschungszentrum einige meiner Fotos und sie mussten wohl ganz gut geworden sein, denn ich wurde gefragt, ob ich denn die Hunderudel porträtieren wollte. Ich hatte Zeit, es machte Spaß und mein rostiges Auto brauchte ohnehin Bewegung, und so führte eines zum anderen. Durch die Hunde und Wölfe am WSC entdeckte ich eine unbekannte Seite in mir, eine große Nähe zu den Wesen, die uns so unglaublich ähnlich sind – und einfach nur viel mehr Haare am Rücken haben. Im Besonderen aber förderte das gesamte WSC-Team, allen voran die Trainerinnen, meine soziale Ader und mein Wesen veränderte sich völlig überraschend vom Einzelgänger hin zu einem Team-Player. Als im Jahr 2016 die fünf Wolfswelpen kamen, erhielt ich das Vertrauen und die einmalige Gelegenheit, bei der Welpenaufzucht dabei sein zu dürfen. Ich erlebte berührende Momente, konnte großartige Fotos machen und lernte Etu, meinen speziellen Lieblingswolf, bereits im zarten Alter von wenigen Tagen kennen. Ich könnte noch meterweise hier schreiben, doch sehe ich schon das händeringende Management, wie sie sich alle verzweifelt über meine langen Texte die Haare raufen.

Die Geschichte von Etu und mir werde ich also an anderer Stelle erzählen …

 

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